Gruppe Neidenstein

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Erfahrungen von Gruppenmitgliedern


Hilfe in meiner Schwangerschaftsdepression

H. K.

Ich bin 31 Jahre alt, habe ein leibliches und ein Pflegekind, war bis vor einem halben Jahr als Erzieherin im Kindergarten tätig und gehe seit vier Monaten in die BTS-Gruppe.

Damals, ich war im dritten Monat schwanger, rief ich in meiner Not bei der BTS an, von der man mir in der Gemeinde berichtet hatte. Schon meine erste Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt löste in unserer Familie eine ernsthafte Ehekrise aus. Ich wollte diese Situation nicht wiederholen, sondern alles tun, dass wir zusammenbleiben können. Mindestens sieben Jahre habe ich auf den Augenblick gewartet, um endlich noch einmal schwanger zu sein. Aber kaum war der Tag gekommen, an dem ich gewiss sein konnte, dass das Kind lebte, heulte ich. Anstatt mich endlich nun zu freuen und stolz zu sein, quälte ich mich mit sinnlosen Gedanken herum und steigerte mich durch Kleinigkeiten ins Grübeln hinein und dieses Grübeln endete dann mit starken Weinkrämpfen. Ich wollte ja gar nicht weinen, ich wollte mich freuen, ich wollte fröhlich sein - und konnte nicht. Wenn ich dann weinte, plagte mich mein schlechtes Gewissen: Meinem ungeborenen Kind tut dies nicht gut, mein Mann hat so eine unzufriedene Frau auch nicht verdient, meine zwei großen Kinder freuen sich auch nicht, wenn ich schon wieder heule - und meine Haut leidet auch darunter.

Aus dieser meiner Verzweiflung heraus kam ich in die Gruppe. Zuerst stieß mich dies alles ab, denn was gingen denn die anderen Frauen meine persönlichen Sorgen an? Nach dem ersten Mal ging ich sehr leer aus der Gruppe. Ich hatte zwar meine Sorgen und Anliegen erzählt, doch von den anderen wusste ich so gut wie nichts. Ich fühlte mich als Verräter meiner Familie, ja von mir selber. Von Woche zu Woche aber änderte sich dieses Denken und ich konnte immer mehr Gedankenanstöße mit nach Hause nehmen.

Wir bekommen z.B. Tipps mit wie diese:

  • Lieder auswendig lernen; Sprüche, die Trost ausdrücken, von Hand aufschreiben, sie aufhängen bzw. in die Tasche stecken.
  • Kontrolliere deine Gedanken und schreibe sie auf!
  • Wem kann ich nicht vergeben?
  • Warum schätzte ich mich so gering?
  • Warum mache ich dies oder jenes? Nichts geschieht ohne Grund!
  • Habe ich Angst? Wovor?

Natürlich sind auch viele praktische Tipps dabei, z.B.:

  • Bete in Versen, weil es oft in diesen trüben Gedanken nicht mehr anders geht.
  • Mache dir eine kleine Freude, z.B. mit einem Blumenstrauß.
  • Mache andern Menschen eine kleine Freude, z.B. Brief, Telefonanruf usw.
  • Teile deine Zeit sinnvoll ein.

Zum Abschluss jeder Sitzung bekommen wir noch eine Verheißung oder einen Zuspruch aus der Bibel genannt: z.B. Jesaja 43,5 „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir...“

Diese Worte sind uns ein großer Trost und wir freuen uns schon sehr darauf. Überhaupt, inzwischen gehe ich gern in die Gruppe, man kann sich fallen lassen, die Masken verschwinden, man fühlt sich in seiner Situation nicht allein, denn den andern Frauen geht es ja ähnlich.

 

Quelle: “Handbuch für Seelsorgegruppen”, Hilde L. Dieterich, Fachverlag des IPP GbR